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Lobe den Herren von Joachim Neander

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Johan­nes-Pas­sion
von Johann Sebas­tian Bach

Don­ners­tag, 28. März 2024, 18 Uhr
in der Gro­ßen Kir­che Bre­mer­ha­ven
Frei­tag, 29. März 2024, 15 Uhr
in Unser Lie­ben Frauen Bre­men

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Chorknabe werden

Schnupperproben für Jungen von 3 bis 14 Jahren sind jederzeit möglich.

Weitere Infos

Wenn ein Junge zu uns kommt…

… ist er zunächst ein­mal ganz herz­lich will­kom­men. Wir freuen uns über jeden, der sich bei uns mel­det. Und dabei ist es völ­lig egal, ob er einer Kon­fes­sion ange­hört oder nicht, denn der Kna­ben­chor ist in sei­nem Selbst­ver­ständ­nis über­kon­fes­si­o­nell.

… erwar­tet ihn eine inten­sive Gesangs­bil­dung. Diese beginnt sehr nied­rig­schwel­lig: Die meis­ten Jun­gen kom­men zwar mit gro­ßer Begeis­te­rung für das Sin­gen, haben aber wenig bis keine Erfah­rung – woher auch? Einige sind noch sehr unsi­cher und ver­fü­gen über wenig Selbst­be­wusst­sein, denn natür­lich kön­nen sie zu die­sem Zeit­punkt noch gar nicht wis­sen, wie gut sie in eini­gen Mona­ten sin­gen wer­den. Daher gibt es in den Ein­stei­ger­grup­pen (Kur­ren­den III und II) noch kein Vor­sin­gen. Am Ende mün­det unsere Aus­bil­dung dann bei eini­gen Jun­gen sogar in einen musi­ka­li­schen Beruf: Aus unse­ren Chor­sän­gern wer­den manch­mal Chor­lei­ter, Orga­nis­ten, Diri­gen­ten und natür­lich auch Berufs­sän­ger.

… lernt er einen kost­ba­ren Schatz an Chor­mu­sik ken­nen. Die Jüngs­ten (Kur­rende III 3-5 Jahre) sin­gen Kin­der­lie­der wie „Lasst uns froh und mun­ter sein“, die Älte­ren aus dem Kon­zert­chor (8-18 Jahre) dann die gro­ßen Ora­to­rien, wie das „Weih­nachts­o­ra­to­rium“ von J.S. Bach, den „Mes­sias“ von G.F. Hän­del oder das „Re­quiem“ von W.A. Mozart. Dazwi­schen lie­gen unzäh­lige Werke, die sich über Jahr­hun­derte bewährt haben und die Jun­gen durch ihr gesam­tes Leben beglei­ten wer­den.

… ist er nicht vom Ein­kom­men sei­ner Eltern abhän­gig, denn die Aus­bil­dung ist kos­ten­los. Für Ein­zel­stimm­bil­dung wird u.U. ein Zuschuss von den Eltern erbe­ten, aber die Kern­aus­bil­dung kos­tet nichts. Das wird bei ver­gleich­ba­ren Chö­ren immer sel­te­ner, und daher sind wir dar­auf auch beson­ders stolz.

… erlebt er alles in einer ganz beson­de­ren Gemein­schaft. Ein hoher Anteil des gemein­sa­men Lebens spielt sich außer­halb des Pro­ben­saa­les ab: Auf Chor­frei­zei­ten, Kon­zert­rei­sen oder bei Frei­zeit­ver­an­stal­tun­gen in Bre­men ler­nen die Jun­gen, sich in eine Gemein­schaft ein­zu­brin­gen, Ver­ant­wor­tung für andere zu über­neh­men, eigene Stär­ken zu ent­wi­ckeln und dabei Schwä­chen von ande­ren nicht aus­zu­nut­zen. Die Mög­lich­keit, in einer alters­durch­misch­ten Jun­gen­gruppe auf­zu­wach­sen und in die­ser Gemein­schaft viele Län­der der Welt zu ent­de­cken, gibt es nur bei einem Kna­ben­chor.

… erlebt er ein hoch­en­ga­gier­tes Team aus Erwach­se­nen. Ob Chor­lei­ter, Assis­ten­tin, Sekre­tä­rin, Stimm­bil­der, Päd­ago­gen für Noten­leh­re… Wir tun alles, was mög­lich ist, um die Jun­gen mit unse­rer Lei­den­schaft für die Welt unse­res Kna­ben­cho­res mit­zu­rei­ßen und ihnen ein wun­der­ba­res Auf­wach­sen zu ermög­li­chen. Ehe­ma­lige Sän­ger berich­ten über­ein­stim­mend, dass ohne die anspruchs­volle Aus­bil­dung, das inten­sive gemein­same Sin­gen und die beson­dere Gemein­schaft im Kna­ben­chor ihr Leben ganz anders ver­lau­fen wäre. Wer noch mehr über unsere Aus­bil­dung erfah­ren möchte, liest ein­fach wei­ter…

KNABENCHOR – seit 1000 Jahren

Der Gesang von Kna­ben­chö­ren ist ein kul­tu­rel­ler Schatz – und das bereits seit über 1000 Jah­ren. Bis ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein waren Kna­ben­chöre das allei­nige Instru­ment, das Kom­po­nis­ten bei der Erschaf­fung von Kir­chen­mu­sik inspi­riert hat: Musik wie Bachs Weih­nachts­o­ra­to­rium, die fast jeder kennt und mil­li­o­nen­fach zur Auf­füh­rung kommt. Heute sind Kna­ben­chöre – im Gegen­satz zum Kin­der­chor – sel­ten gewor­den. Doch auch in moder­ner Zeit hat ein Chor­klang aus Jun­gen­stim­men nichts an Fas­zi­na­tion ver­lo­ren. Kna­ben­chöre klin­gen ein­zig­ar­tig.

In unge­bro­che­ner Tra­di­tion leis­ten Kna­ben­chor­schu­len eine päd­ago­gi­sche Aus­bil­dung, die an Umfang, Inten­si­tät und Viel­falt bei­spiel­los ist. Die Schul­fä­cher, die in unse­ren Pro­ben eine Rolle spie­len, beste­hen kei­nes­wegs nur aus Musik und Reli­gion oder Phi­lo­so­phie, son­dern rei­chen von Bio­lo­gie (Stimm­bil­dung) und Mathe­ma­tik (Rhyth­mus­lehre) über Deutsch und meh­rere Fremd­spra­chen (Texte) bis hin zu Phy­sik (Klang und Into­na­tion), Geschichte (his­to­ri­scher Hin­ter­grund) oder Gesell­schafts- und Sozi­al­kunde. Und last not least: Der inten­sive Sport auf Chor­frei­zei­ten. Kna­ben­chöre bil­den ein­zig­ar­tig.

Nur im Kna­ben­chor… kann ein lei­den­schaft­lich sin­gen­der Junge mit ande­ren Jun­gen zum Teil einer gro­ßen alters­über­grei­fen­den Gemein­schaft wer­den. Nur im Kna­ben­chor ist der Abitu­ri­ent auf den 4.-Kläss­ler ange­wie­sen, denn ohne ihn kann er das Weih­nachts­o­ra­to­rium nicht sin­gen. Nur im Kna­ben­chor wer­den 17-Jäh­rige – bewusst oder unbe­wusst – einen gemein­sa­men Leis­tungs­an­spruch mit Zehn­jäh­ri­gen ent­wi­ckeln. Nur im Kna­ben­chor braucht der 11-Jäh­rige den 16-Jäh­ri­gen, um das Fuß­ball­spiel am Ende doch noch zu gewin­nen und der heim­weh­ge­plagte Neue im Sopran wird die Erleich­te­rung nie ver­ges­sen, wenn sein viel zu voll gepack­ter Kof­fer von einem „Gro­ßen“ aus dem Bass in den 4. Stock der Jugend­her­berge geschleppt wird. (Schon in weni­gen Jah­ren wird der „Kleine“ dann sel­ber die Kof­fer der Jün­ge­ren tra­gen und damit zum Vor­bild für die nächste Chor­sän­ger­ge­ne­ra­tion wer­den.) Es ist diese wun­der­bare Abhän­gig­keit zwi­schen Jung und Alt, die für das gesamte Leben prä­gend ist. Erleb­nisse und Erfah­run­gen, die man jedem Jun­gen wünscht. Unsere ehe­ma­li­gen Sän­ger sind über­zeugt, dass ihr Leben ohne Kind­heit und Jugend im Kna­ben­chor ganz anders ver­lau­fen wäre. Kna­ben­chöre sind ein­zig­ar­tig. Gott sei Dank!

Der Kna­ben­chor Unser Lie­ben Frauen Bre­men ist die älteste Kul­tur­ein­rich­tung sei­ner Hei­mat­stadt. Zwei­fel­los war es eine spek­ta­ku­läre Ent­de­ckung, als erst kürz­lich bekannt wurde, dass der Chor seine Wur­zeln bereits im 16. Jahr­hun­dert hat. Wenige Schritte nörd­lich von Unser Lie­ben Frauen stand das Katha­ri­nen-Klos­ter (Reste sind noch erhal­ten), das im Jahr 1528 auf Initia­tive Mar­tin Luthers in eine Latein­schule für Jun­gen umge­wan­delt wurde. Die Kan­to­ren der Schule waren Ange­stellte der Stadt und damit gleich­zei­tig für die gesamte Chor- und Instru­men­tal­mu­sik der Rats­kir­che Unser Lie­ben Frauen ver­ant­wort­lich. Hier hat der Kna­ben­chor der Schule unter Lei­tung des ers­ten Kan­tors Petrus täg­lich gesun­gen.

Schule und Kna­ben­chor haben bis zum Beginn des 19. Jahr­hun­derts bestan­den. Zunächst als Latein­schule (Päd­ago­gium), spä­ter als aka­de­mi­sches Gym­na­sium (Gym­na­sium illus­tre), das Jungstu­den­ten aus ganz Eur­opa anzog. Die Ent­wick­lung im Ver­lauf des 19. Jahr­hun­derts ist noch nicht abschlie­ßend recher­chiert. Zunächst scheint es keine ver­gleich­bare Kna­ben­chor­a­r­beit mehr gege­ben zu haben.